Avicularia versicolor (Martinique-Baumvogelspinne)

Avicularia versicolorauch „Martinique-Baumvogelspinne“ (WALCKENAER, 1837) genannt, gehört zur Ordnung der Webspinnen (Araneae) und zur Unterordnung der Vogelspinnenartigen (Mygalomorphae).

Zu Beginn ein paar allgemeine Informationen: 

o Körperlänge: adult 5-6 cm, Männchen 2 cm kleiner als weibliche Tiere
o Spiderlingfarbe: blau mit grünschimmerndem Carapax und schwarzen Ornamenten am Abdomen
o Adultfarbe: violett mit grünschimmerndem Carapax
o Lebensweise: baumbewohnend

Dieser Artikel beschreibt die Erfahrungen und Erlebnisse mit meinem Tier und bezieht sich nicht grundlegend auf alle Tiere dieser Art. 

Avicularia versicolor ist eine baumbewohnende Vogelspinne. Terrarien sollten bei einem adulten Tier dementsprechend angepasst sein, z. B. 30 cm (besser 40 cm) x 25 cm x 25 cm (H x B x T).
Als Versteckmöglichkeit eignen sich entsprechend platzierte Korkwände ideal. Klettermöglichkeiten sollten keine Mangelware im Terrarium sein, es sollte aber auch nicht zu vollgeräumt werden. 
Mein Terrarium ist mit Naturästen und einigen Strauchpflanzen aus Plastik zur Dekoration eingerichtet. Da A. versicolor in der Regel sehr spinnfreudig ist, werden diese auch zum Ausbau von Wohnröhren sehr gut genutzt. Als Bodengrund eignet sich Walderde hervorragend. Der Boden darf befeuchtet, aber niemals zu nass sein, da A. versicolor sehr anfällig für Staunässe ist (Pilzbefall!).
Die Temperatur beträgt bei mir etwa 27 °C am Tag und liegt nachts bei 22 °C. Es wird keine Winterpause simuliert.

In der Regel ist A. versicolor sehr friedlich, aber sie ist ein schneller Jäger, der gut frisst. Pro Woche ein Heimchen ist in Ordnung. Adulte Weibchen vertragen auch zwei Heimchen oder eine Schabe/Grille pro Woche. Hierbei sollte man das Abdomen im Auge behalten, um Überfütterung zu vermeiden, da bei einem Sturz das Abdomen sonst so schwer verletzt werden kann, dass dies den Tod der Spinne bedeutet.

avicularia-versicolor-martinique-baumvogelspinneFür die Aufzucht von Spiderlingen sollte man sich mehrere Tiere holen, da A. versicolor, wie eben erwähnt, auch in Bezug auf Nässe sehr anfällig ist und allgemein betrachtet eine der am schwersten aufzuziehenden Arten ist. Gelohnt wird die Mühe mit jeder Häutungsveränderung, sobald die Tiere langsam in den Farbton der adulten Tiere wechseln. Zuerst verfärbt sich das Abdomen und bekommt einen violetten Haarflaum. Später färben sich nach und nach die Beine um, bis das subadulte Tier seine Endfarbe erreicht hat. Nach etwa drei Jahren ist A. versicolor adult, Männchen etwas früher. 
Männchen sind leicht zu erkennen an ihren Bulben. Diese befinden sich an den Tastern, welche dann etwa wie Boxhandschuhe aussehen. Das erste Laufbeinpaar hat Widerhaken. Die Widerhaken benötigt der Bock, um das Weibchen bei der Verpaarung „in Schach“ zu halten, während die Bulben abwechselnd in die Geschlechtsöffnung des Weibchens eingeführt werden, um es zu besamen.

Hat man ein adultes Pärchen, kann man dieses verpaaren. Dies sollte man allerdings nicht, weil man damit Geld machen möchte, sondern man bedenkt hierbei den Erhalt der wildlebenden Vogelspinnen. Eigene Nachzuchten sind ein Teil, der dazu beiträgt, die Ausrottung in der freien Wildbahn einzudämmen. Daher empfehle ich immer, beim Züchter zu kaufen und nicht im Zoofachhandel. Gründe hierfür liegen auf der Hand (Haltung, falsche Artbezeichungen, Wildfänge, Krankheiten etc.).
Das Weibchen sollte vor einer Verpaarung gut angefüttert sein. Die letzte Häutung sollte nicht weniger als vier Wochen zurückliegen und die Zeit vor der nächsten Häutung sollte mindestens drei bis vier Monate betragen.Wenn das Männchen nach dem Bau seines Spermanetzes in das Terrarium des Weibchens gesetzt wird, fängt der Bock bei Berührung ihres Gespinstes an, mit den Tastern zu trommeln. Der Grund hierfür sind die Pheromone/Sexuallockstoffe, die im Gespinst sitzen. Im Regelfall antwortet das Weibchen ebenfalls mit Trommeln. Bei der Zusammenkunft stemmt der Bock das Weibchen hoch und befüllt mit seinen Bulben die Geschlechtsöffnung des Weibchens, welche sich auf der Unterseite des Abdomens befindet. Meistens flüchtet der Bock sehr schnell nach dem Akt und überlebt auf diese Weise. In seltenen Fällen wird der Bock nach dem Akt Opfer des Weibchens, jedoch kann dies durch das Anfüttern vermieden werden. Als Halter kann man mit einem Pinsel oder Lineal nachhelfen und so im Ernstfall sein Überleben sichern. 

Nach meiner Erfahrung putzen sich Weibchen nach einer Verpaarung ausgiebig und verweigern das Fressen. Wie sich das speziell bei A. versicolor äußert, kann ich leider noch nicht schildern. 
Bis zum Bau eines Kokons kann viel Zeit vergehen. Manche Weibchen bauen bereits nach vier Wochen, andere lassen sich bis zu einem halben Jahr Zeit. Dies ist kaum zu beeinflussen und man sollte hier der Natur ihren Lauf der Zeit lassen. 
Sobald man bemerkt, dass das Weibchen mit den Vorbereitungen zum Kokonbau beginnt, sollte man es vollständig in Ruhe lassen und keine Veränderungen im und am Terrarium vornehmen. Keine Erschütterungen! Wasser habe ich in dieser Zeit nur noch eingeschränkt alle zwei Tage gegeben oder vorsichtig in eine andere Ecke gesprüht.
Nach etwa sechs Wochen schlüpfen die Jungtiere, sofern man den Kokon nicht vorher „zeitigt“. Zeitigen bedeutet, den Kokon nach etwa fünf Wochen zu entnehmen und die jungen Spinnen selbst weiter aufzuziehen. Der Vorteil hierbei liegt in der direkten Trennung nach L1, um mehr überlebende Tiere zu sichern. (L1 bedeutet Larvenstadium 1, danach folgt L2 und die folgende Häutung leitet zur 1. Fresshaut über. Diese definiert das Stadium nach der ersten Häutung, in dem die Spinnen das erste Mal Nahrung z. B. in Form von Mikroheimchen zu sich nehmen). Dann erfolgt harte Arbeit beim Aufziehen der Jungtiere. Wie viele es werden, kann man pauschal nicht sagen. Das können zehn sein – oder aber auch hundert. 

Jeder Vogelspinnenliebhaber sollte eine A. versicolor sein Eigen nennen dürfen. Eine der schönsten Arten, wie ich finde. Ein Juwel jeder Sammlung. Mein Tier möchte ich nicht mehr hergeben und erfreue mich an jedem Tag, an dem ich sie sehe.

Artikel von Cindy K. aus “TierZeit” Ausgabe 1 http://www.tierforum.de/tierzeit/

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